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dvogel82

Winter in Israel



Gestern sass ich bei angenehmen 15 Grad zum Mittagessen draussen in einem meiner Lieblingscafés und genoss die Sonne. Am Abend hat es dann zu regnen und stürmen begonnen und auf 5-9 Grad abgekühlt. Heute Morgen musste ich mich so richtig überwinden, um die Hühner und den Hasen füttern zu gehen.

Der Regen und die Kälte sind unangenehm weil die Häuser nicht so gut oder gar nicht isoliert sind hier - da kriechen Kälte und Feuchtigkeit so in alle Ritzen hinein, was eher ungemütlich ist. Gott sei Dank bringe ich mein Studio mit dem elektrischen Radiator gut warm und auch oben in der Wohnung bei Curdie ist es in Wohnzimmer und Küche recht angenehm.

Die andere Seite ist, dass das Land dringend genug Wasser braucht um die Monate der Trockenheit zu überstehen. Es regnet am meisten in den Monaten November bis März und von Mai bis September fällt, statistisch bewiesen, gar kein Regen. In Jerusalem kann es auch mal schneien, dann kommt das öffentliche Leben zum erliegen und im Norden auf dem Hermongebirge kann man sogar Skifahren.

Als wir im Oktober 1999 für ein Jahr nach Israel zogen war Noëmi gerade gut ein Jahr alt. Wir dachten, dass sie ihren ersten Schnee erst erleben würde, wenn wir wieder zurück in der Schweiz wären. Da haben wir uns gründlich getäuscht, denn Ende Januar 2000 gab es in Jerusalem 30cm Schnee, der zwei Tage liegenblieb. Noëmi weigerte sich Handschuhe anzuziehen weil sie so fasziniert war vom Herumwühlen in dem kalten Nass.

Den Kindern unseres Nachbars war der Schnee nicht geheuer und es gelang ihm nicht, sie aus dem Haus zu locken, um einen Schneemann zu bauen. Umso mehr liessen sich Raphael und Anna für sein Vorhaben begeistern - das war interkultureller Austausch über alle Sprachgrenzen hinweg und alle waren glücklich.

Jedes Jahr wird viel gebetet für genügend Niederschlag aber gleichzeitig regen sich die Israelis auf, wenn das Wetter so garstig ist und wer kann, bleibt an solchen Tagen zuhause.


Wenn man nach einem regenreichen Winter einmal das Aufblühen im Frühling, sogar in der Wüste, miterlebt hat, wird einem die Bedeutung des Wassers neu bewusst. Für uns Schweizer ist genügend Wasser selbstverständlich (obwohl auch wir trockene Sommer mit Wasserknappheit kennen), hier im Nahen Osten ist es ein kostbares Geschenk vom Himmel. Der Frühling ist sehr kurz und alles, was nicht bewässert wird, verwandelt sich innerhalb weniger Wochen in eine braune, staubige Öde.

Auf diesem Hintergrund bekommen Bibelstellen, in denen es um Wasser geht eine neue Bedeutung. So prophezeit Jeremia zum Beispiel, dass Gottes Volk "sein wird wie ein bewässerter Garten und nicht länger verschmachten wird" (Jeremia 31,12) oder im Psalm 23 wird Gott als der gute Hirte beschrieben, der "mich in grünen Tälern ausruhen lässt und zum frischen Wasser führt".

Angesichts der Wetterverhältnisse haben Curdie und ich uns heute einen gemütlichen, faulen Tag gemacht.





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