Ich bin unseren Schweizer Freunden, die seit vielen Jahren hier in Israel leben und in einer Hilfsorganisation tätig sind, sehr dankbar, dass sie mir für meine Zeit hier in Jerusalem zu super günstigen Bedingungen ihr Studio im Untergeschoss vermieten!
Wohnraum in Jerusalem ist sehr teuer und die erschwinglichen Wohnungen sind oft in einem erbärmlichen Zustand und/oder in Problemvierteln.
Ich wohne im Arnona Quartier, ein eher gehobenes Wohnquartier im Süden Jerusalems. Es ist einer der höchsten Punkte in Jerusalem auf ca. 800m ü.M. und vom Aussichtspunkt auf der Promenade kann man an klaren Tagen die Judäische Wüste, das Tote Meer und die Berge von Moab sehen. Diese Aussicht liefert die naheliegendste Erklärung für den Namen des Quartiers: der biblische Fluss Arnon (heute Wadi Mujib in Jordanien) fliesst von den moabitischen Bergen ins Tote Meer.
Auf dem Bild seht ihr mein Fenster (das schmale vergitterte), aus dem ich in den Garten mit Olivenbäumen und dem Hühnerhof sehen kann. Unterhalb des Gartens verläuft die Hebron Road, eine vierspurige, vielbefahrene Strasse mit Busspur in der Mitte. Bis jetzt hat mich der Verkehrslärm (entgegen meiner Befürchtung) nicht gestört. Die nächste Bushaltestelle ist nur etwa 100m entfernt und sehr viele Buslinien fahren dort vorbei, was sehr praktisch ist um zu meinem Arbeitsplatz zu gelangen. Auf der anderen Seite der Hebron Strasse beginnt das Talpiot Quartier, praktischerweise mit vielen Einkaufsmöglichkeiten in Gehdistanz. Talpiot bedeutet "hoher Wehrturm", wobei es dort nur hohe Häuser und keine Wehrtürme gibt ;-)
In "unserem" Haus wohnen ein Ehepaar, eine Familie und vier Frauen in einer Wohngemeinschaft. Wir kennen sie alle, da wir vor über 20 Jahren auch in dieser Organisation, einer Arbeits- und Lebensgemeinschaft, mit gelebt und gearbeitet haben, sie besucht und in den vergangenen Jahren oft das Haus gehütet haben, wenn alle in den Ferien waren. So ist es für mich eine Art Heimkommen in eine vertraute Umgebung gewesen! Zur Hausgemeinschaft gehören auch ein junger schwarzer Kater namens Curdie, ein Hase namens Jimmy, kleine und grosse Schildkröten (ich weiss nicht wie viele, da sie im Winter nicht so oft aus ihren Unterschlüpfen herauskommen) und acht Hühner. Momentan versorge ich alle Tiere, da die Tierbesitzer gerade in der Schweiz sind. Kater Curdie vermisst seine Familie und freut sich über jede Zuwendung, er ist sehr verspielt und mega süss! Seine Familie wird Mitte Februar zurückkommen, der "Hühnervater" erst Mitte März. Die Hühner legen jeden Tag ein bis zwei Eier und ich geniesse es, frische Eier zu haben.
Hier einige Bilder vom Studio - es heisst "Aslan", wie der König von Narnia, was auf Türkisch "Löwe" bedeutet.
Von Freitagmittag bis Sonntagmorgen hat mich meine Freundin Mor (der Name bedeutet Myrrhe) besucht und wir haben die Tage miteinander sehr genossen. Sie ist 34, Psychologin, und war 2017 an der Sprachschule meine Lehrerin, als sie neben Studium und Praktika noch als Hebräischlehrerin gearbeitet hat. Wir haben uns von der ersten Begegnung an sehr gut verstanden und seit sie damals wegen eines Internetproblems zu mir nachhause kam, sind wir befreundet. Ich kenne mittlerweile auch ihre ganze Familie, die zu meiner "israelischen Familie" geworden ist.
Am Samstag waren wir zum Schabbat-Essen (diese Essen sind immer fantastische Buffets mit verschiedensten Köstlichkeiten) bei Lea, der Schwiegermutter von Mor's Bruder eingeladen, was sehr gemütlich, aber dank der anwesenden vier Kinder zwischen 2 und 6 Jahren auch sehr "dynamisch" war. So läuft das hier in Israel, die Familie ist sehr wichtig, trifft sich oft und die Gastfreundschaft ist sensationell - nach dem Motto "deine Freunde sind auch meine Freunde"! Lea freute sich, mit mir Deutsch zu sprechen, denn ihre Mutter war Deutsche und hat Auschwitz überlebt. Wir haben uns sehr gut verstanden und wollen uns bald wieder treffen und etwas zusammen unternehmen. Leas Tochter hatte vor 8 Wochen eine Frühgeburt wegen Schwangerschaftsvergiftung und heute (einige Tage nach dem errechneten Geburtstermin) durften sie die kleine Ori (bedeutet "mein Licht") nachhause nehmen. Das hat auch noch eine Verbindung geschaffen, dass ich mit Lea über die Situation der Familie mit einem Kind auf der Neonatologie sprechen konnte und Verständnis hatte für ihre Ängste und Nöte. Ori ist das dritte Kind und die beiden älteren, 5 und 3jährig, waren viel bei ihrer Grossmutter und vermissten die Eltern sehr.
Ihr seht, ich bin schon voll eingetaucht ins Leben hier und ich hatte auch schon viele Erfolgserlebnisse beim Hebräisch sprechen und verstehen. Heute war ich an meinem zukünftigen Arbeitsort und bekam das Feedback, dass ich in meinem Hebräisch einen perfekt israelischen Akzent habe - die Einheimischen hören heraus ob jemand einen ausländischen Akzent hat, was wegen der vielen Einwanderer aus aller Welt sehr häufig der Fall ist.
Am Mittwoch 1. Februar werde ich meinen ersten Arbeitstag haben und freue mich riesig darauf! Über meine Arbeit werde ich euch dann in einem der nächsten Beiträge mehr berichten könne
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